Eine Region steht für Wachstum.
Das asiatische Jahrhundert.
Südostasien, geografisch Umrissen als Länder die sich "hinter Indien" und "unter China" befinden, umfasst eine Fülle von sehr unterschiedlichen Ländern und Kulturen. Hierzu gehört das insulare Südostasien (Malaiischer Archipel), das Indonesien (ohne den bereits zu Melanesien gerechneten Westteil Neuguineas), die Andamanen und Nikobaren, die Philippinen, Brunei, Osttimor und Teile Malaysias, Laos, Kambodscha und Myanmar. Vietnam wird geographisch zu Südostasien gerechnet, gehört jedoch kulturell zu Ostasien. Durch diverse Migrationsbewegungen über Jahrhunderte, haben sich hier verschiedenste Kulturen und Einflusssphäre gebildet, welche eine Kulturlandschaft formen, die nicht diverser sein könnte. Viele dieser Länder gelten als "Vielvölkerstaaten" dessen Einwohner verschiedenste Ethnien als "Heimat" bezeichnen. Das Gebiet umfasst 4.5m Quadratkilometer und ist mit 683m Menschen dicht besiedelt. Vergleich: Kontinentaleuropa (inkl. Russland und der Türkei) umfasst circa 750m Menschen auf über 10m Quadratkilometer.
Um diese heterogene Region wirtschaftliche einordnen zu können, mag es hilfreich sein die Länder in verschiedene Kategorien einzuteilen. Als Absatzmarkt interessiertes Unternehmen vermag die Einteilung nach wirtschaftlichem Entwicklungsgrad als eine sinnvolle Filterkategorie. Im Zuge dessen lassen sich drei Gruppen herausbilden: "Fortgeschrittenes Asien", mit den Länder Singapur, Malaysia und Thailand. "Entwickelndes Asien", welche eine mittlere Kategorie bilden: Indonesien, die Philippinen, Vietnam. Sowie die Kategorie des "Aufkommenden Asien", unter dessen sich alle weiteren Länder finden. Hier ist jedoch zu beachten das die Entwicklungsstände teils sehr unterschiedlich sein können. Erstere Kategorie (Entwickeltes Asien), zeichnet sich unter anderem durch ein hohe Bruttowertschöpfung, einem sehr guten bis moderaten Bildungsniveau und einer höheren durchschnittlichen Lebenserwartung aus (aufgrund von Gesundheitssystemen, Bildung, Hygiene, etc). Die Märkte Singapur, Brunei, Malaysia und Thailand sind jedoch in jedem Fall in Gänze und dediziert zu betrachten, da es teils krasse Unterschiede zu vermerken gilt. Zweite Kategorie (Entwickelndes Asien) sind aufstrebende Nationen mit guten Ansätzen und schon bereits entwickelten Ökonomien: Indonesien, Vietnam und die Philippinen. Sie bilden circa 70% der Gesamteinwohner Südostasiens ab (Indonesien mit bereits über 270m Menschen) und tragen 50% der Bruttowertschöpfung bei. Hier wird 98% des Wachstums erwartet und 80% der "neuen Konsumenten" werden hier beheimatet sein. Dies liegt zum einen an der “explodierenden Mittelklasse”, welche sich in dieser Kategorie herausbildet und zum anderen an der enormen "demografischen Rente" dieser Länder. Das Durchschnittsalter in Indonesien liegt bei circa 29,4 Jahre in den Philippinen bei circa 25,7 Jahren (Vergleich: Deutschland circa 44,6 Jahre). Letztere Kategorie des "Aufkommenden Asien" umfasst die Länder Kambodscha, Myanmar, Laos und Brunei und ist als Absatzmarkt eher für die mittel- bis langfristige Zukunft von Interesse (je nach Branche). Diese Gruppe von Ländern zeichnet sich teilweise durch ein noch kleines Bruttoinlandsprodukt von unter USD 100 Mrd. aus (Kambodscha, Myanmar und Laos). Auch hat diese Gruppe von Ländern noch teils großen Landwirtschaftlichen Tendenzen: In Myanmar leben noch über 30% in ländlichen Gebieten, nur knapp ein Viertel haben ein Bankkonto und nur knapp ein Drittel nutzen das Internet. Das Sultanat Brunei hat durch reiche Öl- und Gas Exporte noch das höchste pro Kopf Einkommen, jedoch liegt es auf dem Index für Korruption auf dem 165ten Platz und Geschäftstransaktionen sind unabhängig davon als eher schwierig einzuordnen.
Im folgenden lassen sich einige fundamendale Entwicklungen herausarbeiten welche die Wachstumsthese untermauern und mit Inhalt füllen. Die "Demografie" der Region Südostasien ist für die Ökonomische Entwicklung mehr als förderlich. Das Duschnittsalter der ASEAN Staaten liegt bei 28 Jahren. 140m neue Konsumenten werden als neue Mittelklasse und im besten Erwerbtätigenalter eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen nachfragen. Aller Vorraussicht nach wird eine breite Mittelklasse entstehen, die sogar die Wachstumsraten von China in den Schatten stellen wird. Befeuert wird dieser Trend durch das stetig wachsende "verfügbare Einkommen" der Bewohner ASEAN's. Schätzungen des World Economic Forum zu folge, soll sich das durschnittliche Verfügbare Einkommen in Vietnam von USD 2,000 auf USD 4,000, in den Philippinen von USD 3,000 auf USD 6,000 jeweils verdoppeln. In Indonesien wird sogar eine Wachstumsprognose von USD 3,000 auf USD 8,000 geschätzt. Über die Gesamtregion ASEAN sprechen wir von einem jährlichen Wachstum bis 2030 von circa 4%, mit einem durschnittlichen Bruttoinlandsprodukt von USD 6,600 pro Einwohner im Jahr 2030. Dies klingt erstmal nicht viel. Jedoch ist zu beachten das sich der Effekt durch die enorme Bevölkerungzahl skalliert. In der Summe werden sich die Haushalte mit mittleren bis hohen Einkommen von 30m auf 57m fast verdoppeln. Weitere Haushalte am unteren Spektrum (Schätzungsweise ein sechstel der Haushalte), werden so genannte "Infliction Points" erreichen: Zum ersten mal ein zusätzliches Einkommen zur Verfügung haben, welches über die Befriedigung des täglichen Bedarfs hinausgeht. In der Summe werden dies Effekte im Jahr 2030 eine Kaufkraftstarke Region mit über 720m Menschen und einer kommulierten Wirtschaftsleistung von USD 4,5 Trillionen (heute USD 3,6 Trillionen) enstehen lassen. ASEAN wird somit die viertgrößte Wirtschaftszone der Welt darstellen, während sich Negativeffekte in Europa und in China, aufgrund der schlechten demographischen Lage, nicht vermeiden lassen werden.
Das enorme Wachstum stellt nicht nur große Chancen dar. Auch müssen wir uns einige Risiken anschauen. Wir möchten diese auf drei Kernherausforderungen zusammenfassen: Talent- und Arbeitsmarkt, Infrastruktur, Informations- und Kapitalfluss.
Der Arbeitsmarkt in der ASEAN Region bleibt auch weiterhin ein spannendes Unterfangen. Es mangelt nicht nur an Fach- und Führungskräften, sondern auch an unqualifizierten (angelerntes) Personal. Dies hat viele Gründe und lässt sich nicht nur auf die fehlende schulische und akademische Ausbildung einiger Länder zurückführen. Auch das Thema Mobilität und Infrastruktur spielen hier eine wichtige Rolle. In den nächsten acht Jahren werden über 40 Millionen Arbeitnehmer das erwerbsfähige Alter erreichen und müssen adäquat in das Berufsleben eingeführt werden. Diese Integration kostet Zeit und bindet Ressourcen. Die momentanen Anstrengungen durch schulische und universitäre Initiativen reichen noch lange nicht aus. Vor allem wenn davon ausgegangen wird, dass ein Großteil der heutigen Schulkinder in Berufen tätig sein werden dessen Kompetenzen wir heute kaum kennen. Ein funktionierendes Konzept des "Lebenslangen Lernen" fehlt selbst in hochentwickelten Industriestaaten. Die wohl größte Herausforderung wird sein, die noch junge und hungrige Erwerbsbevölkerung, in starke Kompetenzprofile hineinzuführen.
Auch spielen infrastrukturellen Themen weiterhin eine wichtige Rolle. Während metropole Ballungsräume in Verkehr ersticken und hohe Schadstoffakkumulation der Atemluft aufweisen, fehlt es in ländlichen Gebieten häufig an der nötigen Verkehrsinfrastruktur. Auch sind Lebenshaltungskosten, Immobilienpreise und Sicherheit häufig enormen Schwankungen zwischen Großstadt und Landregion ausgesetzt. Langfristig werden Metropolregionen immer dichter besiedelt, was wiederum andere Herausforderungen birgt, zum Beispiel das Absinken ganzer Städte wie in Jakarta, Indonesien. Zudem kommen einige Herausforderungen in Bezug auf den Klimawandel hinzu. Ein ansteigender Meeresspiegel wäre für viele Hafenregionen eine Katastrophe. Auch muss die Wirtschaft Südostasiens ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern massiv reduzieren. Selbst wenn verstärkt in erneuerbare Energien investiert wird, hängt der Großteil der Energiegewinnung (circa 80%) noch an umweltkritischer Technologie (Kohle, Öl und Gas). Hinzu kommt ein größer werdendes Problem der Abfallentsorgung. ASEAN produziert 40% mehr Plastikmüll als die USA und muss somit seine Ressourcenverwendung grundlegend überdenken. Des weiteren muss in Ländern wie Indonesien, mit circa 7.100 Inseln, und den Philippinen, mit circa 17.500 Inseln, Verkehrsinfrastruktur entstehen und verbessert werden. Nicht zuletzt um den Flugverkehr zu reduzieren und die Logistik zu erleichtern. Der Investitionsbedarf in Infrastruktur wird in der Region auf circa USD 2,8 Trillionen und USD 3,1 Trillionen (unter Klimaneutralität) geschätzt.
Ein weitere Eckpfeiler für ein starkes Wirtschaftswachstum ist der vereinfachte Informations-, Personal- und Kapitalfluss. Hier muss sich die Region weiteren Integrationen unterwerfen, um einen Arbeitsmarkt zu schaffen welcher integrativ und dynamisch funktioniert (Beispiel Europa). Fehlende Kompetenzen in anderen ASEAN Staaten zu finden und diese an den richtigen Stellen einzusetzen ist weiterhin eine regulatorische Herausforderung. Auch muss der Informations- und Kapitalfluss erleichtert und verbessert werden. Dies könnte durch starke Privatwirtschaftlich-Staatliche Partnerschaften (private-to-government) erreicht werden.
“Kienbaum in Singapur und Südostasien ist ein wichtiger Partner vieler Deutscher Mittelständler, in Deutschland sowie in Asien. Unser Geschäftsfeld erstrecket sich über die Rekrutierung von Führungs- und Fachkräften bis zum Talent- und Development Assessment. Unser Büro in Singapur fungiert als regionaler Hub und betreut alle Märkte in Südostasien aus einer starken Zentralfunktion”.
David Liendgens, Geschäftsführer Südostasien
Zusammenfassend ist herauszustellen das Südostasien eine ökonomisch sehr interessante Region darstellt, welche aufgrund von volkswirtschaftlichen Faktoren (Demografie und verfügbares Einkommen) eine exzellente Wachstumschance bietet. Potenziale erstrecken sich über diverse Wirtschaftsbereiche. Eine junge, dynamische und erfolgshungrige Gesellschaft wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen Großteil des globalen Wachstums abbilden während Gesellschaften in Nordasien, Europa und Amerika, aufgrund ihrer Demografie und dem bereits hohen Entwicklungstand, nur moderat wachsen können. Einige strukturellen Herausforderungen, wie die oben beschriebenen Themen im Bereich von Arbeitsmarkt, Infrastruktur und Informationsfluss, müssen fortwährend und mit Hilfe der lokalen Regierungen angegangen werden. Jedoch stehen den beschriebenen Herausforderungen große Chancen entgehen welche, unserer Auffassung nach, die Risiken bei weiten überwiegen. Selbst wenn sich das Wirtschaftswachstum langsamer entwickelt als prognostiziert, so wird es neue Absatzmärkte bereitstellen. Vor allem die Länderkategorie des „aufkommenden Asien“, mit Indonesien, Vietnam und den Philippinen, wird oft unterschätzt und geht unserer Studie zu Folge erst als vierte oder fünfte Priorität in die Unternehmensstrategie mit ein (Qua-Vadis-Deutscher-Mittelstand). Ein Umdenken, auch in Bezug auf Abhängigkeiten und Diversifikation, sollte schnell stattfinden. Das Potenzial der Region ist, vor allen in Bezug auf den deutschen Mittelstand, noch nicht voll ausgeschöpft. Es besteht weiterhin großer Bedarf an Know-how und Qualität. Zwar finden sich bereits über 2,000 deutsche Unternehmen mit Zweigniederlassungen in Singapur wieder, jedoch sieht es bei der Anzahl an Gesellschaften in den Wachstumsländern (Indonesien, den Philippinen und Vietnam) wesentlich konservativer aus. Hier besteht, besonders für den deutschen Mittelstand noch großes Potential.
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Singapur.
Wirtschaftsknotenpunkt Südostasien’s mit ausgezeichneter Infrastruktur und Rechtssicherheit, sowie hoher wissensbasierter Wirtschaftsleistung.
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Thailand.
Aufstrebende Industrienation mit hohen Investitionen in Digitalisierung und dem verarbeitenden Gewerbe.
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Indonesien.
Enorme Wachstumsregion mit über 270 Millionen Menschen und einer sehr jungen Gesellschaft.
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Malaysia.
Entwickelte Volkswirtschaft am Rand zur Industrienation mit hohen Investitionen im Bereich der industriellen Fertigung.